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„Für die Gesellschaft unternehmen“ – Buchprojekt (2011)

Gesellschaft und Unternehmertum verstehen heißt nicht nur, die komplexen Verflechtungen und Interdependenzen, Prinzipien und Regeln – die ‚Grammatik‘ – einer globalisierten Marktwirtschaft zu begreifen. Vielmehr gilt es ebenso zu erkennen, welche Bedeutung Gestaltungswille, Unternehmergeist oder unternehmerisches Handeln engagierter Bürger:innen für die Bewältigung sozialer oder ökologischer Herausforderungen und den Zusammenhalt einer Gesellschaft konkret besitzen.

Unter dem Label „Social Entrepreneurship“ oder „Social Business“ entwickeln und verbreiten sich praktische und neue Ansätze gesellschaftlichen Unternehmertums – sei es zum Beispiel in der Armutsbekämpfung, in der Entwicklungszusammenarbeit, im Bildungswesen, in der Sozialen Arbeit oder im Bereich der Umwelt- und Energiepolitik. Gesellschaftliche Unternehmer:innen suchen und finden innovative Lösungen für existierende soziale oder ökologische Probleme und wollen mit ihren Ideen und deren Verbreitung auf lokaler, nationaler oder globaler Ebene wirken. Ihre gesellschaftspolitische Mission ist es, etwas zu verändern, aus der Mitte der Gesellschaft heraus mit unternehmerischer Kreativität und den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ’sozialen Mehrwert‘ zu schaffen. 

Und genau darin liegt der Unterschied zu klassischen Unternehmer:innen: Sie wollen gesellschaftlichen Nutzen maximieren, nicht den eigenen finanziellen Vorteil oder Gewinn. Dort, wo öffentliche Institutionen, wohlfahrtsstaatliche oder Nicht-Regierungs-Organisationen Schwierigkeiten haben, sind sie mit kreativen Denkansätzen, Know-how und Kosteneffizienz zur Stelle.

Erfolgreiche Konzepte und Leistungen eines solchen gesellschaftlichen Unternehmertums, welches einer karitativen oder staatlichen Lösung gesellschaftlicher Probleme einen im bestverstandenen Sinne marktwirtschaftlichen Denk- und Handlungsansatz an die Seite stellen, finden jedoch bislang in Ausbildung und Unterricht an Schulen, Hochschulen und in der praktischen beruflichen Weiterbildung in Deutschland noch verhaltene Resonanz. So sehr Social Entrepreneurship und Social Business als Ausdruck zivilgesellschaftlichen Engagements und als soziale Innovationen in der Praxis Konjunktur erfahren, so zaghaft erst schlägt sich die gesellschaftliche Debatte über ihren Stellenwert in der deutschsprachigen Literatur, in Forschung und Lehre nieder.

Die Stiftung Wirtschaft Verstehen hat daher 2011 die Veröffentlichung „Social Entrepreneurship – Social Business: Für die Gesellschaft unternehmen“ (Herausgeber: Helga Hackenberg und Stefan Empter) unterstützt und ermöglicht. Anliegen der 23 interdisziplinären Beiträge dieses Sammelbandes ist es, die Kernidee gesellschaftlichen Unternehmertums mit seinen unterschiedlichsten Herangehensweisen, Potentialen und Grenzen in die gesellschaftspolitische Debatte einzuordnen, konzeptionell zu schärfen und anhand ausgewählter Beispiele zu konkretisieren – um Lehrenden und Studierenden, Praktiker:innen und Interessierten weiterführende Impulse zu geben.

 

Das 2011 erschienene Buch hat sich mittlerweile zu einem Grundlagenband in der deutschen Forschung und Lehre zum Thema Gesellschaftliches Unternehmertum entwickelt und wurde vielfach rezensiert. Prof. Dr. Helga Hackenberg und Dr. Stefan Empter haben zum Thema weitere Fachbeiträge veröffentlicht wie auch Veranstaltungen durchgeführt:

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